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Europäische Akademie Schleswig-Holstein
Im Akademiezentrum Sankelmark kamen auf Einladung der Europa Union Flensburg über 80 Menschen zusammen, um über die Folgen des Brexit zu diskutieren. Neben Schleswig-Holsteins Europaparlamentarier Reimer Böge (CDU) und Dr. Knut Roder von der Sheffield Hallam University durfte ich für die kommunale Ebene das Podium ergänzen.
Reimer Böge verglich dabei den Brexit mit einer Scheidung: Eine schmutzige Scheidung nütze niemandem etwas. "Wir müssen das ohne Emotionen verhandeln und werden auch keine Rosinenpickerei zulassen. Ich warne die britischen Verhandlungsführer vor Tricksereien. Die Briten haben eine Entscheidung gegen sich selbst und gegen die Zukunft ihrer jungen Generation getroffen. Ich hoffe, dass die jungen Menschen daraus gelernt hat, dass es nicht reicht, in Internetforen zu klicken. Man muss auch physisch zu solchen Wahlen gehen. Sonst entscheiden andere.“, ist das Fazit von Reimer Böge MdEP nach angeregter Diskussion mit vielen pragmatischen Beispielen im Sankelmarker Europagespräch.
„Großbritannien braucht Europa. Im Vorwege der Brexit-Entscheidung wurden die Menschen in einer Kampagne auch durch einflussreiche Medien belogen.“, ergänzte Dr. Knut Roder.
Unter den Gästen im Publikum war auch eine Flensburgerin aus Nordirland. Sie warnte davor, dass nach dem Brexit alte Wunden wieder aufreißen könnten, weil das Ergebnis auch zwischen Katholiken (eher für einen Verbleib) und Protestanten (eher für einen Austritt) Differenzen aufzeige.
Ich selbst konnte eine Freundin zitieren, die alsSozialarbeiterin in Wales arbeitet und die sich gemeinsam mit anderen "Expats" (im Ausland arbeitende Fachkräfte) mehr und mehr xenophobischen Äußerungen ausgesetzt sieht. Man wähnt dort ja gut die Hälfte der Bevölkerung hinter sich. Und vor allem fühle sie sich jetzt "ungewollt" und nicht mehr "zuhause", denn jeder zweite auf der Straße hätte ja gegen sie gestimmt.
Meine Zweifel, ob der Brexit am Ende auch vollzogen wird, konnten im Verlauf der Diskussion nicht ausgeräumt werden. Der BBC zufolge sind 479 der Members of Parliament (MPs) für einen Verbleib in der EU, 158 sind dagegen. Das Parlament muss das Referendum aber offiziell beschließen, damit das Verfahren rechtskräftig gestartet wird. Diese Gewissensfrage kann für jeden Abgeordneten individuell zur Herausforderung werden.
Fazit: Das Thema wird uns noch lang beschäftigen. Dabei, und da gebe ich Reimer Böge uneingeschränkt Recht, stehen genügend Themen an, um die es zu streiten wirklich lohnen würde. Jugendarbeitslosigkeit, Migration, bewaffnete Konflikte. Mein Aufruf an die achtzig Teilnehmer am Ende der Veranstaltung wurde jedenfalls begrüßt: Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, Europa für alle greifbar und begreifbar zu machen. Die Europäische Union ist die beste Grundlage dafür.
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